Der erste Tag danach
Was bisher geschah:
Jonas Keller befindet sich im Restaurant „Frost & Flamme“, das für ein bevorstehendes Weihnachtsdinner mit prominenten Gästen vorbereitet wird. Er ist Gastgeber und Mitinhaber, fühlt jedoch den Druck, dass ein einziger Fehler alles ruinieren könnte. Während eines Charity-Dinners, bei dem sein Partner auf der Bühne steht und ihren gemeinsamen Weihnachtshit präsentiert, fühlt Jonas sich zunehmend unwohl. Der Song, der ihn jedes Jahr quält, läuft erneut, und Jonas kämpft mit dem Gefühl, dass die Bühne nicht wirklich ihm gehört.
Der Gastraum wirkte am Morgen kleiner. Ohne Gäste, ohne Licht, ohne den künstlichen Glanz sah alles nüchterner aus. Die Stühle standen auf den Tischen, der Boden war stellenweise noch feucht vom Wischen. Nur an einer Stelle schimmerte etwas Dunkleres im Holz – als hätte die Nacht noch einen Schatten hinterlassen.
Jonas stand am Rand des Absperrbandes und beobachtete die Spurensicherung bei der Arbeit. Blitzlichter von Kameras, Maßbänder, leise Kommandos. Über allem die ruhige, kühle Präsenz der Ermittlerin, die ihren Blick durch den Raum schickte, als könnte sie damit Risse in Wänden finden.
Er hatte schlecht geschlafen, eigentlich gar nicht. Die Nacht war eine Abfolge von Bildern gewesen: der Sturz, der Laut, die plötzliche Stille danach. Der Moment, in dem der Song abbrach, als hätte jemand der Hölle den Strom gekappt.
Offiziell war er der schockierte Geschäftspartner. Inoffiziell zählte er jede Bewegung, jedes Wort, das er in den nächsten Stunden sagen würde. Ein falscher Satz, eine falsche Betonung, und Jahre mühsam aufgebauter Fassade würden bröckeln.
Auf dem Tresen lag der Ausdruck des Veranstaltungsprogramms. Sein Name direkt unter dem des Toten.
Gastgeber: Jonas Keller, Stefan Albrecht
Einer davon existierte jetzt nur noch auf Papier. Der andere fragte sich, wie lange noch, bevor sein eigenes Names-Schild verrutschte.
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