Die Auflösung

Was bisher geschah:

Jonas Keller, Mitinhaber des Restaurants „Frost & Flamme“, steht unter Druck, da ein Weihnachtsdinner vorbereitet wird und die Polizei nach einem Vorfall ermittelt. Während Investoren besorgt über den Imageschaden durch den Tod seines Partners sind, reflektiert Jonas über seine Vergangenheit und die wackelige Zukunft seines Restaurants. Ein Zeitungsartikel deutet auf interne Spannungen hin, und Jonas muss entscheiden, ob er schweigen, leugnen oder alles offenlegen soll, während er die Kontrolle über seine Lebensbühne zu verlieren droht.

Der Vernehmungsraum roch nach abgestandener Luft und billigem Desinfektionsmittel. Jonas’ Jackett hing über der Stuhllehne, als würde es bald einen anderen Körper brauchen. Vor ihm lag das Aufnahmegerät, klein und geduldig.

 

Die Ermittlerin hatte ihm den Mitschnitt gezeigt, das Video vom Abend, das eine junge Kellnerin heimlich mit dem Handy gemacht hatte. Er selbst auf der Bühne, im Hintergrund der Tote, strahlend. Dann der Jingle, der Anfang vom Refrain, die verzogene Miene, die er zu verbergen glaubte. Später, unscharf, ein Schatten im Flur, zwei Gestalten, ein Ruck, ein Sturz.

 

Die Tonspur hatte den Rest getan. Man konnte den Streit nicht Wort für Wort verstehen, aber genug, um zu wissen, dass es nicht nur um Musik ging. Um Jahre. Um Rollen. Um Macht.

 

Jonas sah seine Finger auf dem Tisch, wie sie leicht zitterten. Jemand anders hätte vielleicht behauptet, es sei einfacher, alles zu leugnen. Ein Anwalt hatte ihm diesen Weg angeboten, sauber verpackt.

 

Aber in seinem Kopf lief die Nacht in Endlosschleife. Der Klang, mit dem ein Schädel auf Holz trifft. Und dann diese plötzliche, vollkommene Stille, als der Song abriss. Zum ersten Mal, seit es ihn gab.

 

„Ich habe ihn gestoßen“, sagte er schließlich. Die Worte klangen nüchtern, fast langweilig. „Ich wollte, dass er aufhört. Nicht zu atmen. Nur zu singen.“

 

Draußen würden andere entscheiden, wie viel Tötungsabsicht in diesem Stoß gelegen hatte. Drinnen, in ihm, war das Urteil längst gesprochen.

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