Die Mordnacht

Was bisher geschah:

Lena Berger von der Mordkommission erhält eine beunruhigende anonyme E-Mail mit dem Betreff "Hinweise Ordnungsamt – Veranstaltung 'Frost & Flamme'". Die Nachricht deutet auf eine drohende Gefahr bei einem Charity-Weihnachtsdinner hin, ohne jedoch konkrete Details zu nennen. Besonders auffällig ist der Hinweis auf eine Person namens Jonas Keller. Während draußen die Weihnachtsbeleuchtung des Präsidiums flackert, spürt Lena, dass ein neuer Fall beginnt ...

Die Stadt glänzte, als wollte sie ihre Risse mit Lichterketten zukleben. Lena parkte unweit der Promenade, der Funk meldebereit im Halter, der Motor noch warm. Offiziell war sie auf dem Weg nach Hause. Inoffiziell saß sie seit zehn Minuten im Dunkeln und starrte auf die pulsierende Linie des Flusses.

 

Sie hatte den anonymen Hinweis vom Vorabend zweimal gelesen, dann abgeheftet. Die erste Regel nach einem Fehlurteil: nichts überbewerten, was nur nach Drama klingen will. Und doch ließ er sie nicht los. Einer von euch wird in diesem Jahr nicht nach Hause gehen. Worte, die sich in den Hinterkopf nagten.

 

Sie zwang sich, den Zündschlüssel umzudrehen. Ein anderer Termin wartete, einer, der nichts mit Dienst zu tun hatte und den sie ebenso konsequent verschwieg wie ihre Fehler.

 

Der Notruf kam, als sie gerade ausstieg. Hohe Stimme, Adrenalin im Funkkanal, die knappe Meldung aus der Leitstelle: männliche Person leblos im „Frost & Flamme“, Reanimationsversuch läuft, Polizei angefordert.

 

Für einen Moment stand sie still, zwischen offener Autotür und kalter Nachtluft. Dann schloss sie die Tür, als würde sie etwas in sich einsperren, und griff nach dem Blaulicht.

 

Der private Umweg löste sich auf wie Atem im Frost. Es gab jetzt nur noch eine Richtung: Promenade. Tatort. Und die Frage, ob eine anonyme Drohung heute Nacht zur Wahrheit geworden war.

German Audio



English Audio

empty